München: Mitteleuropas größte Geothermie-Baustelle

27.04.2018 | Jochen Schneider

Mit dem gestrigen Start der Bohrarbeiten am Heizkraftwerk Süd haben in München die Bauarbeiten an der größten Geothermiebaustelle Mittelreuopas begonnen. Mit sechs Bohrungen wollen die SWM eine thermische Leistung von 50 Megawatt erzeugen.

Der Standort Heizkraftwerk (HKW) Süd dokumentiert seit über 110 Jahren die Geschichte der Energieversorgung und wird jetzt zum Symbol für die Transformation von fossiler zu erneuerbarer Energie in München, der Fernwärmevision 2040 der Stadtwerke München (SWM).

Seit 1899 ist das HKW Süd in München einer der wichtigen Standorte für die Energieversorgung der Stadt. Hier kommen mehrere Fernwärmenetze zusammen und der Standort ist somit ideal für die Einspeisung von geothermischer Wärme. Die zentrale Bedeutung ist auch in der Geschichte des Standortes bedingt. Von Kohle, über Öl, Müll und Gas wurden am Heizkraftwerk fast alle Energieträger als Brennstoffe zur Energiegewinnung genutzt. Und zukünftig soll es mit der Geothermie und damit ohne Brennstoffeinsatz weitergehen.

die Transformation zu erneuerbaren Energien zeigte sich auch schon beim Bohrplatzbau: aus den drei bestehenden Öltanks wurde der Bohrplatz und die Becken für die Testarbeiten. Die zwei bestehenden GuD-Kraftwerke bleiben für die Regelenergieproduktion bestehen. Zudem soll nach Abschluss der Bohrarbeiten eine neue Fernwärmestation entstehen, ein 200 MW Wärmespeicher und ein Kältenetz sind geplant. Ausserdem gibt es am HKW Süd auch eine Power-to-Heat-Anlage. Der Umbau und die Erweiterung bedingen Investitionen von mehreren 100 Millionen Euro wie der technische Geschäftsführer der SWM, Helge-Uve Braun gestern im Rahmen der Pressekonferenz zum Bohrbeginn erläuterte.

Für die Geothermieanlage sollen in den nächsten Monaten sechs Bohrungen in Tiefen von 3.000 bis 4.000 Meter abgeteuft werden. Die abgelenkten Bohrungen sind etwa vier Kilometer lang und liegen Untertage 1,2 Kilometer auseinander. Die SWM erwarten eine Temperatur von 100 Grad Celsius und insgesamt 330 Liter Thermalwasser pro Sekdunde aus den drei Förderbohrungen.

Für die Bohrabreiten wurde ein Imissions- und ein seismisches Messnetz installiert. Im Imissionsmessnetz zeichnen fünf Stationen, die in bis zu einem Kliometer Entfernung liegen, die Imissionen der Bohranlage auf. Dies ist eine besondere Herausforderung, da der Verkehr des mittleren Rings weiteren Lärm erzeugt. Jedoch hat die Bohranlage eine charakteristische Imissionssignatur, so dass dies herausgefiltert werden kann. Vor den Bohrarbeiten gab es eine Nullmessung. Sollte es trotz verschiedener Schutzmaßnahmen zu Überschreitungen der TA Lärm kommen, soll mit dem Messnetz die Quelle identifiziert und Maßnahmen ergriffen werden.

Das seismische Messnetz, eine Auflage des Bergamtes Südbayern, wandert mit den Bohrungen mit. Vier obertägige und zwei unterätgige Messstationen zeichnen im Bereich der Bohrlandepunkte eventuelle seismische Ereignisse, auch schon vor Bohrbeginn, auf. Bisher ist es beim Abteufen einer Geothermiebohrung noch nicht zu seismischen Ereignissen gekommen.

Die SWM und und das Bohrunternehmen Daldrup & Söhne wollen die Bohrarbeiten am Heizkraftwerk Süd bis 2019 abschließen und dann beginnen die SWM mit dem Bau der Heizzentrale. Die Wärmeversorgung soll dann 2020 vollumfänglich in Betrieb sein.

Quelle:

SWM