Podiumsdiskussion: Wie weiter nach Basel?

07.03.2007 | Veranstaltungen, EGS | Enerchange

Die Möglichkeit Fragen zum Geschehen und den weiteren Schritten des Basler Geothermie Projektes nutzten am Samstagvormittag über 80 interessierte Bürger. Um den Wissensdurst der Teilnehmer zu stillen hatte der fesa e.V. und ECOtrinova e.V. fünf Experten in die Universität in Freiburg eingeladen. Im Mittelpunkt der Diskussion und der Vorträge der Experten stand die Ursache der Basler Erdbeben sowie das weitere Vorgehen in Basel.

Bild entfernt.

Vor der Diskussion stellten sich alle Experten in einem kurzen Vortrag über ihr jeweiliges Sachgebiet vor. Auf diese Art und Weise konnten alle Teilnehmer zu Beginn der Diskussion auf den gleichen Wissen zurückgreifen.

Stefan Baisch, Q-con, der bereits bei den HDR-Projekten in Soultz-sous-Fôrets und Bad Urach Erfahrungen sammelte, stellte die Ereignisse in Basel in einem weltweiten Vergleich dar. Demnach trat in Basel mit einer Magnitude von 3,4 weltweit das zweitstärkste Beben infolge eines Geothermieprojektes auf, 2003 erreichte ein Beben in Kalifornien die Stärke 3,7. Erst ab einer Stärke von 4 – 4,5 auf der Richterskala ist von einem Schadenbeben die Rede, so Baisch.

Heinrich Schwendener, Vertreter des Kantons Basel, sah den größten Fehler von Geopower Basel in der Informationspolitik. Durch den nicht ausreichend offensiven Umgang mit der Information über die Bebenswahrscheinlichkeit der Medien, sei die Bevölkerung vom Erdbeben am 8. Dezember 2006, das mit einem Knall verbunden war, stark erschreckt worden. „Für die Durchführung ist die Akzeptanz des Projektes in der Bevölkerung ebenso wichtig, wie die Wirtschaftlichkeit“, so Schwendener.

Kritik an der deutsch-schweizerische Kommunikation und Zusammenarbeit äußerte Bürgermeister Klaus Eberhardt aus Weil am Rhein, sieht aber Chancen und Raum um diese Situation zu verbessern. Eine offensive Informationspolitik sieht Eberhardt als grundlegend an, ohne die die Bevölkerung nicht ihr Vertrauen in Geothermieprojekte legen könne. Ebenso kritisierte Eberhardt, dass im Verhältnis zum Erdbebenrisiko bei der Umweltverträglichkeitsstudie das Thema Seismizität zu wenig Beachtung gefunden habe.

Der Basler Projektleiter Markus Häring, Geothermal Explorers, sieht als Ursache der Beben keinen Fehler bei der Stimulation des Gesteins. Optimistisch blickt Häring in die Zukunft, denn mit Hilfe der Geothermie könne klimaschonend ein drohender Energiemangel überwunden werden. „Momentan werden die Basler Ergebnisse in einem Team zusammen mit amerikanischen und japanischen Experten ausgewertet. Diese Ergebnisse werden für die Zukunft wichtige Erkenntnisse zum Fortschritt der Technologie bringen“, beschreibt Häring die nächsten Schritte. Erstellt werden soll eine Datenbank, die im Tunnel- und Bergbau, in der Erdöl- und Erdgasförderung wie auch bei Geothermieprojekten bei der Abschätzung des effektiven Risikos zum Einsatz kommen könnte.

Die geothermischen Ressourcen können entsprechend einer vom Energieversorger badenova AG in Auftrag gegebenen Studie zwischen Basel und Offenburg am wirtschaftlichsten mit dem HFR-Verfahren erschlossen werden. So blickt auch Johann-Martin Rogg, badenova AG, zuversichtlich auf die Ergebnisse der Basler Ursachenforschung und betonte, dass die Ereignisse in Basel bei der Planung von künftigen HFR-Projekten am Oberrhein berücksichtigt werden sollten.

Im Zuge der sich anschließenden lebhaften Diskussion zeigte sich, dass ein erhöhtes Interesse der Teilnehmer den Schäden und den Erdbebeben an sich galt. Von 1.500 Schadensmeldungen konnte Markus Häring berichten, denen nun nachgegangen wird. Vor Beginn der Bohrung ließ Geopower Basel alle vorhandenen Risse und Gebäudeschäden in einem Radius von 200 Metern um die Bohrstelle kartieren, um so eventuellen Regressansprüchen durch die Erschütterungen beim Bohren gerecht werden zu können. Bemerkenswerterweise erreichte die Geopower Basel AG aus diesem Gebiet keine Schadensmeldung.

Stefan Baisch ging in diesem Zusammenhang nochmals darauf ein, dass auf Grund der geringen räumlichen Ausdehnung der seismischen Aktivität in Basel die Wahrscheinlichkeit sehr gering sei, ein Schadenbeben bei der Stimulation auszulösen. Darüber hinaus konnte Baisch auch von einem sofortigen Rückgang der seismischen Aktivität nach der Beendigung der Stimulation in Soultz-sous-Fôrets berichten.

Ebenso interessierte die Diskussionsteilnehmer das Erdbebenrisiko nach der Stimulation, wenn das Kraftwerk seinen Betrieb aufgenommen hat – Baisch konnte beruhigen. Auch bei längeren Pumpperioden stieg die seismische Aktivität in Soultz-sous-Fôrets nicht wieder an.

Ein wichtiges Ergebnis der Podiumsdiskussion war die Bestätigung des bereits von Ralph Watzel und Wolfgang Brüstle bei der Pressekonferenz im geologischen Landesamt am 26. Februar 2007 geäußerten Zusammenhanges zwischen der Injektionsrate und der seismischen Aktivität. Mit ansteigender Injektionsrate steigt die seismische Aktivität bei der Stimulation an.

Sind weitere geothermische Projekte in der Schweiz nach „Basel“ geplant? Geplant ist definitiv ein weiteres Kraftwerk in Genf, so Markus Häring, doch auch dieses Projekt liegt momentan auf Eis. Die Auswertung der Basler Ergebnisse und die Forschung stehen im Vordergrund. Ähnlich sieht das geplante Vorgehen bei der badenova AG bezüglich eines Geothermie Kraftwerkes im Badenova Gebiet aus.

Einig waren sich die Experten am Ende der Diskussion, dass das weitere Voranbringen der Technologie im Vordergrund stehen muss und verwiesen immer wieder auf das allgegenwärtige Vorhandensein des Klimawandels. Heinrich Schwendener benannte die Rolle der Politik und sprach ihr einen bedeutenden und wichtigen Einfluss zu. Auch Klaus Eberhardt sieht in der Politik ein wichtiges Instrument, besonders am Herzen liegt ihm als Bürgermeister von Weil am Rhein, das in direkter Nähe zur Schweizergrenze liegt, die grenzüberschreitende Kommunikation im weiteren Verlauf des Projektes in Basel.

Abschließend regte Stefan Baisch das Publikum an zu bedenken, dass die Bevölkerung für jede Art der Energiegewinnung einen Preis zahlen müsste. Im Falle von HFR-Projekten wären dies lediglich eventuelle Erdbeben während der Stimulationsphase.

Vortrag Bürgermeister Klaus Eberhardt

Vortrag Heinrich Schwendener (Vertreter des Kantons Basel)

Vortrag Stefan Baisch (Q-con)

Schlagworte