Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche nationale Erdwärmekampagne

06.03.2023 | Forschung | Karin Jehle

Mittels einer Cross-Impact-Analyse hat das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) herausgearbeitet, was es braucht, um die Geothermie in Deutschland in der erforderlichen Geschwindigkeit voranzubringen. Zentral sind laut Studie die Verfügbarkeit von Bohrgeräten, gut ausgebildete Fachkräfte, der Ausbau sowie die Vernetzung von Wärmenetzen und die Vereinfachung behördlicher Genehmigungsprozesse.

Zehn Terawattstunden Wärmeenergie sollen bis 2030 jährlich aus Geothermie gewonnen werden. So sieht es die Erdwärmekampagne des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vor. Und dies ist auch dringend nötig, wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, denn für eine Dekarbonisierung des Gebäudesektors werden Dämmung und Wärmepumpen alleine nicht ausreichen. Gerade für die Versorgung urbaner Ballungsräume muss klimafreundliche Fernwärme aus Geothermie eine deutlich größere Rolle spielen.

Doch wie ist dies zu schaffen? Immerhin geht es um eine Verneunfachung der aktuellen Wärmeleistung aus Tiefengeothermie. Um die Schlüsselfaktoren zu ermitteln, hat das LIAG in Zusammenarbeit mit der EnBW und Enerchange 18 Expert:innen befragt. Sie identifizierten relevante Faktoren, welche in besonderem Maß zum Erfolg des Zehn-Terawattstunden-Ziels beitragen können. Diese Faktoren wurden gewichtet und quantitativ eingeordnet. Daraus abgeleitet wurden politische Handlungsempfehlungen mit zielgerichteten Fördermaßnahmen.

Wichtige Faktoren

Als wichtige Faktoren für den Ausbau der Tiefengeothermie identifizierten die Expert:innen:
•    Verfügbarkeit von Bohrgeräten
•    Fachkräfteausbildung
•    Wärmenetzausbau
•    Abbau von teilweise derzeit starken Verzögerungen durch behördliche Auflagen und Genehmigungen
•    zügige Datenbereitstellung durch Behörden
•    Förderung für den Betrieb von Wärmepumpen
•    Förderung von Explorationskosten

Weitere Faktoren mit aktiv-positivem Einfluss:
•    Verfügbarkeit von 2-D und 3-D-Seismik
•    anwendungsnahe Forschungsförderung
•    kommunale Fördersysteme

Systemkritische Faktoren

Als systemkritisch bezeichnet man in der Cross-Impact-Analyse Faktoren, deren Fehlen, Reduktion oder Ausbleiben insgesamt eine negative Auswirkung haben können. Da sie einen hohen Vernetzungsgrad aufweisen, können sie die Geothermiewirtschaft stark beeinträchtigen, auch wenn an anderer Stelle gefördert wird. Dies sind:
•    Verfügbarkeit von Bohrgeräten
•    Mengeneffekte
•    Know-how-Transfer
•    Kommunikation
•    Lerneffekte
•    Förderung der 1. Bohrung
•    Fündigkeitsversicherung oder -fonds
•    Projektentwicklung

„Mit unserer Studie konnten wir eine Technologieprognose auf Grundlage ganz unterschiedlicher Experteneinschätzungen aus der Geothermiewirtschaft herleiten“, erklärt Prof. Dr. Inga Moeck, Leiterin des Forschungsbereiches Geothermik und Informationssysteme am LIAG und Professorin an der Universität Göttingen. „Durch die Cross-Impact-Analyse können nun Instrumente zur Förderung des geothermischen Ausbaus gezielt überprüft und gegebenenfalls angepasst werden.“

Die Studie (Peer-Review) wurde auf dem Geothermieportal GeotIS des LIAG veröffentlicht.

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