Scholz: „Geothermie kann Wärmewende“

25.08.2023 | Politik | Marlene Käppler

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), die Bundesministerin für Forschung und Bildung, Bettina Stark-Watzinger (FDP) und zahlreiche weitere Politiker haben am Donnerstag den Bohrplatz des kanadischen Unternehmens Eavor in Geretsried besucht. Hier laufen derzeit die Bohrarbeiten für den ersten sogenannten „Eavor-Loop“, der als Wärmetauscher in rund 4.000 Metern Tiefe auch trockene Gesteinsschichten für die geothermische Nutzung erschließen soll.

Der Besuch hochrangiger Politiker:innen auf dem Eavor-Bohrplatz in Geretsried hat am Donnerstag erneut viel Aufmerksamkeit für die Geothermiebranche generiert. In einer von BR24 übertragenen Rede äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) optimistisch, dass Deutschland mithilfe der Geothermie eines der ersten klimaneutralen Industrieländer werden könne. Auf dem Weg hin zu einer Welt, in der die heiße Erde für warme Wohnungen sorgen könne, laufe es schon ganz gut, aber trotzdem gehe noch viel mehr, so der Kanzler. Auch Ministerpräsident Markus Söder betonte erneut, dass „Bayern praktisch wie auf einer Wärmflasche [sitze]“.

Die Technologie des derzeit im Bau befindlichen „Eavor-Loops“ ist vor allem deshalb interessant, da sie nicht auf natürliche Tiefenwasservorkommen angewiesen ist. Das Fehlen eben solcher Vorkommen hatte in Geretsried bereits für das Aus des ursprünglich geplanten hydrothermalen Projektes gesorgt. Sollte das „closed-loop“-System tatsächlich erfolgreich Wärme- und Strom liefern können, so könnten bis zu 90 Prozent der Flächen Deutschlands potenzielle Standorte für die Geothermie werden, äußert Dr. Inga Moeck in einem Interview mit der Tagesschau.

Über einen entscheidenden Faktor hinwegtäuschen konnte der große Auflauf in Geretsried jedoch nicht. Die Bohrkosten für einen „Eavor-Loop“ belaufen sich auf 250 bis 300 Millionen Euro, wobei das Pilotprojekt von 92 Millionen Euro aus einem europäischen Innovationsfonds profitiert. Bereits die vergleichsweise günstigeren hydrothermalen Geothermieprojekte scheitern zum Teil an den hohen Investitionskosten. Ob der Wunsch von Eavor-Geschäftsführer Daniel Mölk, dass in zehn Jahren zehn Millionen Menschen mit Energie aus dem „Eavor-Loop“ versorgt werden können, wahr wird, bleibt also abzuwarten.

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