Nicht immer gehen Injektions- und Förderbohrung von einem Standort aus in die Tiefe. Damit das abgekühlte Tiefenwasser nach dem Wärmeentzug wieder in den Untergrund zurückgeleitet werden kann, braucht es dann eine – mehr oder weniger lange – Verbindungsleitung. In Schwerin ist die zu überwindende Strecke 1.037 Meter lang und quert zudem diverse Straßen.
Wie die Stadtwerke Schwerin in einer Pressemeldung mitteilten, soll die benötigte Soleleitung nun mit einem speziellen Tiefbauverfahren, der sogenannten Horizontalbohrung, verlegt werden. Der überwiegende Teil davon werde in offener Bauweise verlegt.
Das Verfahren der gelenkten Horizontalbohrung vermeide Sperrungen von Hauptstraßen durch die Bauarbeiten. Es ermögliche die Verlegung der Rohrleitung inklusive Nebenanlagen, ohne dass dafür die Ratzeburger oder Grevesmühlener Straße gesperrt werden müssten. In der 1.037 Meter langen Soleleitung fließt zukünftig die abgekühlte Sole von der Förderbohrung an der Geothermiezentrale am Standort HKW Lankow zur Injektionsbohrung am Sportpark Lankow, wo sie wieder in ihre ursprüngliche Gesteinsschicht in einer Tiefe von 1.340 Metern zurückgeführt wird.
Zusätzlich Verlegung von Medienleitungen
René Rüdiger, Projektleiter Geothermie bei den Stadtwerken Schwerin, erläutert: „In diesem Bauabschnitt verlegen wir neben der Soleleitung auch weitere Medien wie Lichtwellenleiter und Niederspannungskabel für das Geothermie-Projekt. Die Verlegung der Medienleitungen bei den Horizontalbohrungen erfolgt in Schutzrohren. Das größte hat einen Durchmesser von 45,5 Zentimetern. Um die Soleleitung vor frühzeitigen Korrosionsschäden durch die sehr salzhaltige Sole zu schützen, kommt ein spezieller Kunststoff zum Einsatz.“
Die Sole aus der Tiefe hat nach ihrer Förderung an die Erdoberfläche eine Temperatur von 56 Grad Celsius. Mit Hilfe eines Wärmetauschers wird die thermische Energie ausgekoppelt und anschließend durch vier Hochleistungs-Wärmepumpen auf 75 bis 80 Grad Celsius erhöht. In Abhängigkeit von der Außentemperatur wird die Wassertemperatur nur bei Bedarf noch einmal erhöht und anschließend in das Fernwärmenetz eingespeist.
Nach Fertigstellung des Gesamtprojekts im kommenden Jahr sollen etwa 15 Prozent des Fernwärmebedarfs der Landeshauptstadt durch die Nutzung der erneuerbaren Erdwärme abgedeckt werden. Der erste Probebetrieb ist zum Start der kommenden Heizsaison geplant. Zusammen mit der stadtwerkeeigenen Biogasanlage können zukünftig 20 Prozent der Fernwärme für die Landeshauptstadt aus regenerativen Quellen gewonnen werden.
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