Aufbruchstimmung trotz politischer Unsicherheit: Bayerns Geothermie geht voller Tatendrang ins neue Jahr

23.12.2024

Die große Aufbruchstimmung, die das Praxisforum Geothermie Bayern im Oktober 2024 versprühte, ist kein Strohfeuer: Die allseits spürbare Zuversicht, dass die Geothermie eine maßgebliche Rolle für die erfolgreiche Wärmewende spielt und deshalb eine Zukunftsbranche mit großer Bedeutung ist, prägt deshalb unseren Blick auf den Jahreswechsel. 

Natürlich: Der Blick in die nähere Zukunft ist aktuell stark getrübt von der politischen Unsicherheit in Deutschland. Denn mit dem Bruch der Regierungskoalition sind wichtige Entwicklungen ins Stocken geraten – das Geothermiebeschleunigungsgesetz oder auch die Absicherung des Fündigkeitsrisikos.  „So lange unser Land keine neue Regierung und keinen beschlossenen Haushalt für das Jahr 2025 hat, so lange fehlt unserer Branche auch die notwendige Planungssicherheit“, sagt der Organisator des Praxisforums Geothermie Bayern, Dr. Jochen Schneider. „Aber aufgeschoben ist hier zum Glück nicht aufgehoben.“ Wie aus Berlin zu hören ist, besteht sowohl beim Geothermiebeschleunigungs-gesetz als auch bei der Absicherung des Fündigkeitsrisikos schon eine fraktionsübergreifende Einigkeit. Fehlt also nur noch der Beschluss im Bundestag.

Energieminister fordern europäischen Aktionsplan für Geothermie

Doch nicht nur in Berlin, sondern auch in Brüssel steht die Geothermie als Wärmequelle der Zukunft verstärkt im Fokus. Denn zum ersten Mal hat jetzt die Europäische Union die Nutzung der Geothermie offiziell befürwortet. Die Energieminister der 27 Mitgliedsstaaten forderten die EU-Kommission konkret auf, eine umfassende Strategie zur Dekarbonisierung der Wärme- und Kälteerzeugung auszuarbeiten und diese mit einem europäischen Aktionsplan für Geothermie zu ergänzen – mit konkreten Maßnahmen zur Beschleunigung des Einsatzes geothermischer Energie. Die EU-Behörde soll zudem die Europäische Geothermie-Allianz gründen, die politische Entscheidungsträger, Industrie und Investoren zusammenbringt. Die Kommission sei entschlossen, dies auch zu tun, sagte der neue EU-Energiekommissar Dan Jörgensen nach der Einigung in Brüssel.

96 Prozent der thermischen Leistung aller deutschen Geothermieanlagen kommt aus Bayern

„Die Erfolgsgeschichte der Geothermie hat deshalb erst begonnen“, kommentiert der Organisator des Praxisforums Geothermie Bayern, Dr. Jochen Schneider, die politische Entwicklung. „Und gerade Bayern setzt in dieser Erfolgsgeschichte dank seiner günstigen geologischen Bedingungen die Maßstäbe.“ 96 Prozent der thermischen Leistung aller Geothermieanlagen in Deutschland kommt aus dem Freistaat – und der Ausbau schreitet trotz der bundespolitischen Verunsicherung voran.

Als erster großer Industriekonzern in Deutschland setzt MTU auf die Geothermie

Erst vor wenigen Wochen hat die „Naturwärme Kirchweidach-Halsbach“ (Landkreis Altötting) als 25. Geothermie-Anlage im Freistaat mit der Wärmelieferung begonnen. Und die nächsten Projekte mit Vorbildcharakter werfen schon ihre Schatten voraus: Als erster großer Industriekonzern in Deutschland setzt der Münchner Triebwerkshersteller MTU auf die Geothermie als zentrale Wärmequelle. Nach den beiden erfolgreichen Bohrungen im zu Ende gehenden Jahr läuft gerade der Bau des Wärmeverteilzentrums, das Mitte des Jahres 2025 in Betrieb gehen soll.

Gemeinde Grünwald auf dem Weg zur maximalen Unabhängigkeit bei der Wärmeversorgung

Weitere bayerische Geothermieprojekte werden im neuen Jahr intensiv vorangetrieben: Im Münchner Süden investiert die Gemeinde Grünwald aufgrund der großen Nachfrage nach Fernwärme aus Geothermie in eine zweite Anlage in Oberhaching-Laufzorn. Im Frühjahr 2025 wird mit der Bohrung begonnen, die in eine Tiefe von rund 4000 Metern führen soll. Ist Laufzorn II in Betrieb, schafft Grünwald eine maximale Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern bei der Wärmeversorgung.

Interkommunales Projekt der Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck

Auch im Münchner Nordwesten wird im kommenden Jahr wieder nach heißem Wasser gebohrt: Die Amperland Thermalwärme – Tochtergesellschaft des Gemeinsamen Kommunalunternehmens für Abfallwirtschaft (GfA) der Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck – will in der zweiten Jahreshälfte 2025 mit den Bohrungen im Erkundungsfeld „Geiselbullach“ beginnen.

Die größte Geothermieanlage in ganz Kontinentaleuropa entsteht in der Landeshauptstadt

Und dann sind da noch die intensiven Aktivitäten der Stadtwerke München, die schon jetzt der größte Geothermiebetreiber Deutschlands sind und langfristig noch Größeres planen. So soll auf der Liegewiese des Münchner Michaeli-Freibads bis 2033 die größte Anlage in ganz Kontinentaleuropa entstehen. Danach wird das Gelände renaturiert und die Liegewiese steht wieder zur Verfügung.

Beim Spatenstich im September fasste Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Stellung der Geothermie wie folgt zusammen: „Die Geothermie ist eine klimaneutrale, unerschöpfliche und zugleich zuverlässige Energiequelle. Die Erschließung der geothermischen Wärme hat das Potenzial, bis 2045 rund ein Viertel des erforderlichen erneuerbaren Wärmebedarfs Deutschlands zu decken. Ziel ist es, die derzeitige Geothermie-Einspeisung in Wärmenetze zu verzehnfachen. Die Stadtwerke München sind ein gutes Beispiel dafür, wie diese Technologie in dichtbesiedelten Städten Erfolg haben kann.“

Forschungsprojekt „GIGA-M“ will ab Herbst 2025 mit den Erkundungsarbeiten beginnen

Eine entscheidende Rolle für die „Vision 2040“, wonach der Münchner Bedarf an Fernwärme komplett CO-neutral und überwiegend durch Tiefengeothermie gedeckt werden soll, hat das Forschungsprojekt „GIGA-M“ unter der Federführung der TU München. Das Ziel ist es, die Wärmeenergie im Untergrund durch eine Vielzahl neuer Projekte im Großraum München schnell zu erschließen, dies aber auch nachhaltig zu tun auf Basis einer optimierten gemeinsamen Nutzung des Thermalwasserreservoirs. Mit einer groß angelegten 3D-Seismikkampagne auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratkilometern soll der Untergrund in und um München ab diesem Herbst so intensiv wie noch nie erkundet werden.

Weihnachtsrabatt für das Praxisforum Geothermie Bayern

Die Vibrationsfahrzeuge sind also voraussichtlich schon auf dem Weg, wenn wir uns zum nächsten Praxisforum Geothermie Bayern wiedersehen. Als Termin steht schon der 22. bis 24. Oktober 2025 fest. Bei einer Anmeldung bis zum 24. Dezember 2024 gibt es sogar einen Weihnachtsrabatt.

Bis dahin wünscht Ihnen das Team des Praxisforums Geothermie Bayern ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Start ins neue Jahr und viel Erfolg mit Ihren Projekten.

Quelle:

Praxisforum Geothermie Bayern