Bohrplatzerweiterung in Geretsried

16.12.2020 | Projekte | Karin Jehle
Bautstellenschild Geretsried 2013

In Geretsried nehmen die Unternehmen Enex und Eavor einen neuen Anlauf, um das Geothermieprojekt doch noch zum Erfolg zu bringen. Der Stadtrat stimmt einer Bohrplatzerweiterung am Breitenbach in Gelting zu, nachdem er den ursprünglich anvisierten Standort am „Buchberger Zipfel“ nicht genehmigt hatte.

Wie der Merkur und die Süddeutsche Zeitung berichteten, gibt es neue Entwicklungen beim Geothermieprojekt Geretsried circa 30 Kilometer südlich von München. Hier wurde 2013 die mit 6.036 Metern bislang tiefste Geothermiebohrung Europas abgeteuft.

Doch leider war die aufgefundene Menge an Tiefenwasser mit weniger als 10 Litern pro Sekunde nicht ausreichend für eine geothermische Nutzung, auch wenn die Temperatur mit 165 Grad Celsius durchaus vielversprechend war. Auch ein 2017 gebohrter Sidetrack war nicht ergiebiger.

Eavor-Loop soll neue Optionen eröffnen

Im Frühjahr stieg die kanadische Firma Eavor ein, die ein innovatives Verfahren entwickelt hat, um durch die unterirdische Zirkulation eines Arbeitsfluids in einem geschlossenen System auch Tiefenbohrungen nutzbar zu machen, in denen nicht von Natur aus heißes Tiefenwasser vorhanden ist (wir berichteten).

Geplant war eine zweite Bohrung am „Buchberger Zipfel“ gegenüber dem Tierheim. Doch der Geretsrieder Stadtrat genehmigte den Standort nicht. Fast ein Hektar Wald hätte gerodet werden müssen, außerdem vermutete man eine zu hohe Lärmbelastung für das Tierheim, wie die Süddeutsche Zeitung berichtete. Nachdem auch Verhandlungen mit einem privaten Grundstückseigentümer nicht erfolgreich waren, befürchtete man das Aus für das Projekt.

Nun haben Enex und Eavor ein Konzept für einen alternativen Standort ausgearbeitet. Dieser liegt nahe des bestehenden Bohrplatzes am Breitenbach, so dass dieser nur erweitert werden muss. Dafür wiederum muss nun der Flächennutzungsplan am Breitenbach geändert werden. Der Merkur schrieb, dass der Geretsrieder Stadtrat die Standortwahl einstimmig begrüßt und eine Aufstellung für einen neuen Flächennutzungsplan auf den Weg gebracht habe.

Geothermie folgt auf Forschungsprojekt „Zokrates“

Aktuell läuft am Standort Breitenbach noch ein Forschungsprojekt das aus Mitteln des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert wird. Auch hier geht es um Geothermie. „Zokrates“ untersucht Methoden, um poröse Gesteinsschichten im Untergrund für Wasser durchlässig zu halten. Nach Angaben der SZ solle dabei aber kein Druck auf das Gestein ausgeübt werden. Dies minimiere das Risiko seismischer Ereignisse.

Das Forschungsprojekt am gleichen Ort habe zunächst gegen einen Bohrstandort für Enex und Eavor gesprochen. Doch Mitte nächsten Jahres werde „Zokrates“ beendet. Dann könnte das Gelände für die Geothermiebohrung genutzt werden.

Er hoffe, dass dem Geltinger Erdwärmeprojekt beim dritten Anlauf nun etwas mehr Glück beschieden sein wird, zitiert die SZ Robert Straubinger, den Geschäftsführer von Enex. Mehr als 30 Millionen Euro habe das Unternehmen bereits investiert.

Sind die Bohrungen erfolgreich, soll die Anlage Fernwärme für die Geretsrieder Haushalte liefern. Geplant sind außerdem zwei geothermische Kraftwerke mit einer Leistung von zusammen 60 Megawatt.

Quelle:

Merkur, Süddeutsche Zeitung

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