Nachdem die Bohrarbeiten Mitte Oktober 2016 starteten, hat man aktuell eine Tiefe von circa 3.000 Meter erreicht, berichtet der Kreisbote in seiner gestrigen Ausgabe. Durchteuft wurden bislang alle zu erwartenden geologischen Sedimentschichten des Molassebeckens, bestehend aus Mergel, Sand- und Tonsteinen, wie es das Tiefenmodell auch vorhergesagt hatte, so Marabotto. Nun beginnt die Reise in die tieferen Schichten. Das geothermische Reservoir des Oberjuras erwarten Enel Green Power und Erdwärme Oberland in circa 3.700 Metern vertikaler Tiefe.
Marabotto äußerte sich in seinem Interview im Kreisboten erstmals öffentlich zu einigen technischen Details. Die Vortriebsgeschwindigkeit liege im Zeitplan und beträgt, abhängig von der Geologie, bis zu einigen zehner Metern pro Tag. Die Bohrung ist von der Geländeoberkante bis ins tiefe Reservoir in vier Abschnitte unterteilt. Begonnen wurde die erste Sektion bis auf 1.200 Meter Tiefe mit einem Bohrdurchmesser von 26 Zoll. Danach verjüngte sich die Bohrung bis in 3.000 Meter Tiefe auf 18 1/2 Zoll. Die dritte Sektion soll bis auf circa 4.000 Meter mit einem 14 1/2 Zoll Durchmesser erbohrt werden. Verläuft alles weiterhin so planmäßig, werde die vierte Sektion mit einem Enddurchmesser von 10 5/8 Zoll das Reservoir auf ungefähr 5.300 Meter Tiefe erschließen. Wie der Kreisbote gestern berichtete, ist laut Marabotto bereits die zweite Rohrtour in knapp 3.000 Metern Tiefe abgeschlossen. Für die erste Sektion benötigte man aufgrund des üblichen technischen Verschleißes vier Bohrmeißel, ähnliches gilt auch für den zweiten Bohrabschnitt.
Die Erschließung des Reservoirs erfolgt über einen klassischen L-Type Bohrpfad. Wie der Enel-Projektleiter gestern mitteilte, werde das Reservoir auf einer Länge von etwa 3.000 Meter vertikal erbohrt. Die letzte Strecke von knapp 1.000 Meter soll über ein Richtbohrverfahren mit einer Neigung von bis zu 70 Grad erschlossen werden, was einer Gesamtlänge von mehr als 5.000 Meter Bohrstrecke entspräche.
Das Projekt in Lichtenau bei Weilheim ist auf bis zu 26 Megawatt dimensioniert. Als erstes Tiefengeothermieprojekt nutzt es Bohrdurchmesser dieser Größenordnung, durch die im Fall der Fündigkeit eine deutlich größere und leistungsfähigere Anlage betrieben werden kann. Läuft alles weiter nach Plan, wird das Reservoir innerhalb der nächsten Wochen erreicht und die Prognosen können präzisiert werden.