Geothermie Palling – Wärme und Strom für die Region

29.04.2020 | Hydrogeothermie, Projekte | Karin Jehle

In Palling soll eine moderne geothermische Kraft-Wärme-Kopplungsanlage zur Versorgung der Region mit Strom und Wärme beitragen: klimaneutral, regenerativ, wetterunabhängig, grundlastfähig und vor Ort erzeugt.

Die Projektgesellschaft Erdwärme Chiemgau GmbH plant derzeit, zur Erschließung von Erdwärme mindestens vier Bohrungen von einem Bohrplatz bei Allerding ausgehend abzuteufen. Ziel der Bohrungen sind die in über vier Kilometern Tiefe liegenden Kalksteine des Oberjuras. Mindestens zwei Bohrungen sollen der Förderung des heißen Thermalwassers dienen, zwei führen das abgekühlte Wasser nach Nutzung der enthaltenen Wärme wieder in den Untergrund zurück. Bei ausreichendem Wärmevorkommen sind zwei weitere Bohrungen geplant.

Die geologischen Untersuchungen des Pallinger geothermalen Aufsuchungsgebietes lassen auf ein ergiebiges Reservoir hoffen. Es werden Thermalwassertemperaturen von durchschnittlich 122 Grad Celsius und Förderraten von rund 150 Litern pro Sekunde erwartet. Dies wäre ausreichend für eine thermische Leistung von mehr als 100 Megawatt sowie ein Geothermiekraftwerk mit ca. 14 Megawatt elektrischer Leistung, auf einer Fläche von gerade einmal der Größe eines Fußballfeldes.

Zum Vergleich: Das Geothermiekraftwerk im benachbarten Traunreut mit einer Leistung von 5 Megawatt elektrisch hat im Jahr 2017 rund 25.500 Megawattstunden geothermischen Strom produziert – genug für 8.500 durchschnittliche Haushalte. Falls die erwartete thermische Kapazität erreicht wird, könnte das Kraftwerk in Palling jährlich über 100.000 Megawattstunden Strom klimaneutral erzeugen. Dieser steht kontinuierlich über das gesamte Jahr zur Verfügung und garantiert dadurch die Versorgungssicherheit in der unmittelbaren Umgebung des Kraftwerks und weiten Teilen des Chiemgaus und Rupertiwinkels. Letzteres ist angesichts der Versorgungslücke von 400 GWh, die nach dem endgültigen Ausstieg aus Atom- und Kohlekraft droht, für die Region besonders wichtig.

Das Wärmekonzept sieht vor, in erster Linie die Bewohner der Gemeinde Palling sowie öffentliche Einrichtungen, Gewerbe und Landwirtschaft mit CO2-freier Wärme zu versorgen. Bei ausreichender thermaler Kapazität können auch die Stadt Trostberg und weitere Gemeinden von der Wärme aus der Tiefe profitieren.

Bohrplatzbau noch diesen Sommer, Inbetriebnahme 2022

Noch im Sommer 2020 will die Erdwärme Chiemgau GmbH mit dem Bohrplatzbau bei Allerding beginnen. Die Genehmigungsverfahren für den Bau des Bohrplatzes und des Kraftwerks laufen derzeit. In Abstimmung mit und auf Wunsch der Gemeinde Palling liegt der Standort der zukünftigen Geothermieanlage östlich des nördlich gelegenen Ortsteils Allerding im Bereich der Neuen Kiesgrube.

Die Bohrungen sollen im dritten Quartal 2020 beginnen und bis in mehr als 4.000 Meter Tiefe reichen. Etwa 24 bis 30 Monate sind für die Bohr- und anschließenden Testarbeiten veranschlagt. Danach erfolgt der Bau des Kraftwerks, welches Ende 2022 oder Anfang 2023 in Betrieb gehen soll.

Die Projektgesellschaft Erdwärme Chiemgau GmbH ist eine 100-prozentige Tochter der in Hamburg ansässigen IKAV-Gruppe. Sie stellt die Eigenkapitalfinanzierung für das Geothermievorhaben über eine der IKAV-Fondsgesellschaften, welche größtenteils durch deutsche Pensionskassen und Versicherungen kapitalisiert wird. Die IKAV-Gruppe verfügt bereits über Erfahrungen mit tiefer Geothermie als Betreiber der Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Taufkirchen, südlich von München.

Weitere Informationen zum Geothermieprojekt Palling finden Sie auf www.geothermie-palling.de, ausführliche Informationen zu weiteren geplanten Geothermieprojekten anderer Entwickler im Chiemgau und Rupertiwinkel auf www.erdwaerme-chiemgau.bayern.

Quelle:

Erdwärme Chiemgau GmbH

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