Geothermiebohrung an der Kirchweidach-Halsbach „Waldweihnacht" fündig

06.10.2023 | Erkundung & Analyse | Rachel McRae

Bereits 2021 gründeten die Firmen Gemüsebau Steiner und Biohof Kirchweidach gemeinsam mit der Gemeinde Kirchweidach die „Naturwärme Kirchweidach-Halsbach GmbH & Co. KG“ mit dem Ziel sowohl das gemeindliche Fernwärmenetz als auch die Gewächshäuser der projektbeteiligten Firmen zu versorgen. Nach drei Anläufen und einer Investitionssumme von rund 20 Millionen Euro verkündeten die Projektpartner nicht nur die Fündigkeit der geothermischen Bohrung nahe Halsbach, sondern zudem auf deutlich höhere Temperaturen als erwartet getroffen zu sein.

Große Freude herrscht in Kirchweidach, im Landkreis Altötting, über die erfolgreiche Geothermie-Bohrung in Halsbach nahe der bekannten „Waldweihnacht“. Laut einer Pressemitteilung der Naturwärme Kirchweidach-Halsbach GmbH & Co. KG sei die Tiefbohrung auf Wasservorkommen von über 107 Grad Celsius gestoßen. Die Fließrate des Tiefenwassers mit über 100 Litern pro Sekunde liege dabei „deutlich über dem erhofften Wert“ heißt es in einem Artikel der Passauer Neue Presse (PNP).

Die „Naturwärme Kirchweidach-Halsbach GmbH & Co. KG“ wurde bereits im Juli 2021 als gemeinsames Vorhaben des Gemüsebaus Steiner und der Schwesterfirma „Biohof Kirchweidach“ (85 Prozent) sowie der Gemeinde Kirchweidach (15 Prozent) gegründet. Dabei solle die Bohrung das gemeindliche Fernwärmenetz speisen, als auch die Gewächshäuser der beiden Firmen mit geothermischer Wärme versorgen. Darüber hinaus könne die Naturwärme Kirchweidach-Halsbach als Betreiber zudem umliegenden Kommunen und Betrieben einen Anschluss an das Fernwärmenetz ermöglichen. Neben Josef Steiner, Gründer des Gemüsebaus Steiner, agiert auch Robert Moser, Bürgermeister von Kirchweidach, als Geschäftsführer.

20 Millionen Euro Risiko

Aufgrund der geographischen Lage Kirchweidachs inmitten des süddeutschen Molassebeckens ist der Untergrund seismisch bereits detailliert erforscht. Somit galt es mithilfe einer Förderbohrung den geothermisch nutzbaren Malm-Aquifer in einer Tiefe von rund 3.500 Metern zu erschließen. Dann der erste Rückschlag: Obwohl das Tiefenwasser hohe Temperaturen von bis zu 125 Grad Celsius aufwies, war die Fließrate zu gering, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen. Auch die daraufhin durchgeführte Ablenkung der Bohrung (Sidetrack) in ein benachbartes Auffindungsgebiet der gleichen Tiefe blieb erfolglos.  „Für die Naturwärme Kirchweidach-Halsbach ein sehr enttäuschendes Ergebnis und der Bedarf, die weitere Vorgehensweise sehr genau abzuwägen“, so das Unternehmen.

Da die geologischen Voraussetzungen innerhalb dieses Bereichs dennoch günstig zu sein schienen, wurde als nächster Versuch in die „Hochscholle“ des Malm-Aquifers gebohrt, welche sich etwa 450 Meter weiter oberhalb befindet. So wurde das Projektteam nach einer Investitionssumme von insgesamt 20 Millionen Euro und drei Anläufen in 3050 Metern Tiefe und einer Bohrlänge von 4750 Metern am 13. September schließlich fündig. „Nach umfangreichen Tests können wir nun die gute Fündigkeit der Bohrung Halsbach vermelden“, freut sich das Unternehmen.

Weiteres Vorgehen

Als nächster Schritt sei eine zweite Bohrung, die Injektionsbohrung, geplant, über welche das abgekühlte Tiefenwasser in einem geschlossenen Kreislauf wieder in den Untergrund zurückgeführt wird. Am oberflächlichen Bohrplatz liegen beide Bohrlöcher nur etwa 10 Meter voneinander entfernt.  „Hier wird später ein Wärmetauscher errichtet, der die Wärmeversorgung der Abnehmer gewährleistet. In der Zieltiefe beträgt die Entfernung der Bohrungen jedoch mehr als einen Kilometer, damit sich die unterschiedlichen Temperaturen nicht gegenseitig beeinflussen“, erklärt das Unternehmen.