Geothermie soll einen wesentlichen Beitrag zur Wärmewende leisten. Diese Meinung vertraten die Referenten am von der Energieagentur Südostbayern GmbH organisierten Veranstaltungsabend zum Thema "Tiefengeothermie: Unternehmerische Nutzung einer wertvollen, regionalen Energiequelle" in Traunstein.
Vorteile Geothermie
Benjamin Richter von der Firma Rödl & Partner erläuterte einleitend die Anfänge der Geothermie, deren prinzipielle Funktionsweise und nahm Bezug auf die aktuelle Debatte um ein geplantes Klimapaket in dem die Geothermie eine große Rolle im Wärmesektor spielen sollte. Anreize für Investoren bietet neben dem investorenfreundlichen Bergrecht auch die momentane EEG-Vergütung für die Stromproduktion. Für die Verbraucher bieten die Energiequelle aus der Region vor Allem ökonomische Vorteile. Richter betonte die Notwendigkeit, die Ausgaben für Energieimportgüter wie Öl und Gas zu reduzieren und stattdessen in den Ausbau von Förderungen nationaler Projekte zu investieren.
Erfahrungsbericht Geothermie Kirchweidach
Aus Betreibersicht berichtete Marcus Hansen von der Kirchweidacher Energie GmbH von Erfahrungen seit der Errichtung des Geothermiekraftwerks in der Gemeinde. Dort wird eine Wärmewende schon seit dem Jahr 2000 intensiv vorangetrieben und in diesem Zuge mehrere Biogasanlagen und Photovoltaikanlagen errichtet. Das Geothermieheizwerk versorgt seit 2013 die Gewächshäuser eines wachsenden Landwirtschaftsunternehmens und das sich im Ausbau befindende Fernwärmenetz der Gemeinde Kirchweidach mit über 100 GWh Wärme. Mittels Geothermie können somit knapp 13 Millionen Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden.
Hansen hob die Vorteile für die Endverbraucher hervor, welche davon platzsparenden Übergabestationen am Haus und der gleichzeitigen Glasfasererschließung bei Verlegung der Rohre profitieren. Auch der aufwendige Bau des Fernwärmenetzes könne durch Abwicklung anderer notwendiger Arbeiten in den Schächten optimal genutzt werden.
Geplantes Geothermieprojekt Traunstein
Über den aktuellen Stand der geothermischen Erschließung der Stadt Traunsteins und die Pläne zur Errichtung von Bohrplatz und Kraftwerk sowie dessen Nutzbarkeit äußerte sich Thomas Neu, Projektsteuerer von der proG.E.O. Ingenierugesellschaft GmbH. Neu hatte bereits das Geothermieprojekt im benachbarten Traunreut betreut und dessen Realisierung durchgeführt. Er betonte die Bedeutung der Grundlastfähigkeit und der große Vorteil der Flächenersparnis von Geothermie. "Keine Energiewende ist möglich, ohne den Wärmesektor zu betrachten.", so Neu wörtlich.
Bezüglich des geplanten Geothermieprojekts in Traunstein wurden bereits zwei separate Bohrplatzstandorte identifiziert und die Verhandlungen mit den Eigentümern laufen. Prognostiziert werden Temperaturen von bis zu 125 °C. Diese Primärwärme soll mithilfe eines ORC-Kraftwerks in Strom umgewandelt werden, welches in das nationale Netz eingespeist wird. Gedanken werden sich auch über die weitere Verwendung der Ab- und Restwärme der Anlage gemacht um die Energieausbeute so effizient wie möglich zu nutzen. Neu rief zudem interessierte Unternehmen auf ihren Bedarf zukünftig mit der umweltfreundlichen Energie aus der Region zu decken.
Beispiel aus der Region
Abschließend stellte sich die Gemüseanbau Steiner GmbH als bestehendes Beispiel von Geothermienutzung vor. Dieser bezieht seit 2013 die geothermische Wärme der Kirchweidacher Energie GmbH zur Beheizung ihrer über 20 ha großen Gewächshausfläche. Er zeigt, dass eine ökologische und ökonomische Landwirtschaft vor allem durch Nutzung der regionalen Ressourcen möglich ist.
Informationsveranstaltung " Tiefengeothermie: Unternehmerische Nutzung einer wertvollen, regionalen Energiequelle"