Vereinbarung unterzeichnet für Tiefengeothermieprojekt in Haute-Sorne

22.06.2022 | Internationale Projekte | Rachel McRae
Schweiz

Infolge eines positiven Grundsatzentscheids zu dem geplanten Geothermieprojekt in Haute-Sorne (Schweiz) Anfang des Jahres, haben der Kanton Jura, die Entwicklungsgesellschaft Geo-Energie-Suisse AG und die Geo-Energie Jura SA eine umfangreiche Vereinbarung unterzeichnet. Somit steht dem Start des Tiefengeothermieprojekts nichts mehr im Wege.

Laut einer Medienmitteilung der Projektentwicklungsgesellschaft Geo-Energie-Suisse vom 20. Juni haben der Kanton Jura, die Geo-Energie-Suisse AG und die Geo-Energie Jura SA eine Vereinbarung bezüglich des geplanten Tiefengeothermieprojekts in Haute-Sorne unterschrieben. Inhalt der Vereinbarung seien sowohl Sicherheitsauflagen des Kantons als auch die Einbeziehung einer unabhängigen Expertengruppe zur Begleitung des Projekts. Die zusätzlich vom Kanton Jura eingebrachten Sicherheitsanforderungen seien besonders auf Bedenken der lokalen Bevölkerung und ansässiger Unternehmen abgestimmt.

Geplantes Vorgehen

„Im Pilotprojekt in Haute-Sorne soll mit Hilfe von stimulierten geothermischen Systemen, erneuerbare und CO2 neutrale Erdwärme zur Produktion von Strom- und Wärme genutzt werden“, so Dr. Peter Meier, CEO der Geo-Energie Suisse AG. Dabei fügt er hinzu: „Für die Bevölkerung in der Region Haute-Sorne und auch für die Zukunft dieser Technologie an anderen Orten in der Schweiz, ist es entscheidend, die Sicherheit ins Zentrum zu stellen“.

Geplant sei ein Multi-Stage-Stimulationsprinzip, wobei das Temperaturniveau der entsprechenden Solltiefe voll ausgeschöpft und die Durchlässigkeit im Reservoir besser kontrolliert werden könne. So könne zum einen die Effizienz des Reservoirs als auch die Wirtschaftlichkeit des künftigen Kraftwerks optimiert werden. Gleichzeitig ließe sich nach Angaben der Geo-Energie Suisse AG zudem das Risiko induzierter Seismizität verringern. Das Grundprinzip umfasst hierbei die Kombination eines schrittweisen Vorgehens mit einer kontinuierlichen Überwachung und Re-Evaluierung des Geothermieprojekts. Demzufolge können Projektarbeiten jederzeit angepasst, oder sofern erforderlich gar gestoppt werden.

Neben der Implementierung einer Explorationsbohrung ist zudem eine geophysikalische Messkampagne geplant, welche im Zuge der Bohrarbeiten ein zusätzliches Sicherheitsnetz bieten soll. Laut Dr. Peter Maier, soll mithilfe der Erkundungsbohrung die geologische Beschaffenheit des Untergrundes bis in Tiefen von vier bis fünf Kilometern ermittelt werden. So könne, unabhängig vom Projektfortschritt und dem dort vorgefundenen geothermischem Potenzial, wertvolle erdwissenschaftliche Erkenntnisse zum Jurabogen zwischen Genf und Basel gewonnen werden. Vorrangig sollen die Erkundungsbohrung und anschließenden Stimulationsversuche allerdings das potenzielle seismische Risiko der Stimulationsmaßnahmen sowie die Erfolgsaussichten des Projekts bewerten.  

Der Beschluss über eine zweite Bohrung, über die Stimulation des tieferen Untergrunds zur Generierung eines unterirdischen Reservoirs sowie über den Bau eines Kraftwerks wird erst nach Abschluss der Auswertung und Analyse der Messdaten gefällt. Gleichzeitig werden die neuesten Erkenntnisse der Geo-Energie-Suisse aus den erfolgreichen Versuchen des Multi-Etappen-Stimulationskonzepts im Felslabor der ETH Zürich in Bedretto sowie die Ergebnisse des Projekts FORGE in Utah des US Department of Energy ebenfalls in das Projekt einfließen.

Nächste Schritte

Zunächst wird die Geo-Energie-Suisse AG die Planungsarbeiten erneut aufnehmen. Die geophysikalische Messkampagne wird planmäßig erst im kommenden Jahr durchgeführt. Nach Einrichtung des Bohrplatzes plane man mit einem Bohrstart 2024.

Informationsaustausch und Transparenz

Nach einem früheren Rekurs gegen das Vorhaben, welcher allerdings 2018 vom Bundesgericht abgewiesen wurde, seien noch immer Bedenken und ungenaue Informationen über das Tiefengeothermieprojekt in Haute-Sorne im Umlauf. Daher möchten die Geo-Energie-Suisse AG und die Geo-Energie Jura SA für die lokale Bevölkerung einen umfassenden und transparenten Informationsaustausch schaffen. Dies soll insbesondere die, vom Kanton bis Herbst etablierte, Informations- und Begleitkommission aus Vertreter:innen des Kantons, der Gemeinde und Verbänden sowie der Projektorganisation und des Bundes ermöglichen. Zielführend sei eine verständliche Aufklärung der einzelnen Projektphasen sowie der möglichen Risiken und damit einhergehenden getroffenen Sicherheitsvorkehrungen.

Darüber hinaus werde der Bund im Herbst dieses Jahres ergänzend ein Patronatskomitee mit Mitglieder:innen von Bund und Kanton konstituieren, um so die nationale Bedeutung des Projekts besonders hinsichtlich einer nachhaltigen und klimaneutralen Energiezukunft in den Vordergrund zu rücken.