Experten entwerfen Zukunftsperspektiven für effiziente und umweltverträgliche Erdwärmenutzung

08.10.2015 | Jochen Schneider

Die diesjährige Norddeutsche Geothermietagung zeigt erstmals konkrete Tiefengeothermieprojekte: Mit Wolfsburg, Bad Bevensen und Heede wurden drei Projekte vorgestellt, die in 2016 beginnen sollen.

Wie können die Potenziale der Erdwärme in Norddeutschland noch besser genutzt werden? Welche Innovationen können diese umweltfreundliche Energiequelle zur Wirtschaftlichkeit führen? Über diese Fragen diskutierten 150 Fachleute gestern auf der 8. Norddeutschen Geothermietagung im GEOZENTRUM Hannover. Veranstalter der Tagung waren die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG), das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG), die Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls und Enerchange als Agentur für erneuerbare Energien.

In Fachvorträgen am Vor- und Nachmittag wurden Erfolgsmodelle und Potenziale oberflächennaher und tiefer Geothermie aufgezeigt. Am Abend stand die Frage „Das neue Fracking-Gesetz – Und was wird aus der tiefen Geothermie?“ im Fokus einer mit prominenten Gästen besetzen Podiumsdiskussion. Eröffnet wurde die Diskussion durch einen Impulsvortrag vom Präsidenten der acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhard Hüttl. Er erklärte, dass die Geothermie vor dem Hintergrund der Energiewende eine wichtige Zukunftsoption darstelle. Er nannte es unverzeihlich, wenn künftig im Bereich der tiefen Geothermie keine Forschung mehr möglich wäre. Ähnlich äußerte sich Dr. Erwin Knapek, Präsident des Bundesverbandes Geothermie. Er betonte, dass die Geothermie für eine klimafreundliche Wärmeversorgung notwendig sei und forderte, dass der Gesetzgeber der Erdwärmenutzung keine Steine in den Weg legen dürfe. Dr. Jörg Baumgärtner, Geschäftsführer der Bestec GmbH, die Geothermieprojekte im Rheingraben betreibt, wies darauf hin, dass die technologischen Unterschiede zwischen der hydraulischen Bohrlochstimulation bei Geothermieprojekten und dem Fracking bei der Gewinnung von Schiefergas stärker berücksichtigt werden müssten. Dr. Axel Bree vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie berichtete über den aktuellen Stand der geplanten gesetzlichen Neuregelung zur Fracking-Technologie bzw. zur hydraulischen Bohrlochstimulation in der Geothermie. Er stellte klar, dass dabei Aspekte des Trinkwasser- und Umweltschutzes im Vordergrund stünden, aber auch darauf geachtet würde, die zusätzlichen Anforderungen für die Geothermie auf das Notwendige zu beschränken. Norbert Conrad vom Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr verwies auf die Bemühungen der Niedersächsischen Landesregierung. Sie ergreife vielfältige Maßnahmen, um die praktische Nutzung der bisher nicht ausreichend erschlossenen Potenziale der tiefen Geothermie zu unterstützen.

Am Veranstaltungstag veröffentlichte das LBEG erstmals eine Karte der Verbreitung oberflächennaher Sulfatgesteine in Niedersachsen. Diese Karte soll Erdwärmebohrungen sicherer machen, indem Sie auf das mögliche Auftreten von Anhydrit hinweist. Eine unsachgemäß erstellte Erdwärmebohrung in das Sulfatgestein hatte im baden-württembergischen Staufen zu erheblichen Schäden geführt.

„Mit der Auswahl der Themen wollten wir einerseits auf die noch nicht ausreichend genutzten Potenziale der Geothermie in Norddeutschland hinweisen und andererseits ein Bewusstsein dafür wecken, dass Effizienz und Umweltverträglichkeit bei der Erdwärmenutzung Hand in Hand gehen müssen und können“, erklärt Dr. Wolfgang Wirth vom LBEG. Dr. Jochen Schneider von Enerchange fügt hinzu: „Die Besucherzahl der Norddeutschen Geothermietagung zeigt das nach wie vor große Interesse an der Nutzung der Technologie. In diesem Jahr wurden die beiden aussichtsreichsten Tiefengeothermieprojekte in Niedersachsen vorgestellt – die Projekte Bad Bevensen im Landkreis Uelzen und Heede im Landkreis Emsland – mit der Perspektive, schon im nächsten Jahr mit den Bohrarbeiten zu beginnen. Dies verspricht schon heute interessante Themen für die 9. Norddeutsche Geothermietagung.“

Quelle:

Pressemitteilung Geozentrum Hannover