Geothermieprojekt im Elsass startet erste Tiefenbohrung

05.11.2012 | Internationale Projekte | Elena Dittmann

In Rittershoffen im nördlichen Elsass fand letzte Woche die offizielle Einweihung der ersten Bohrung statt. Sie ist die Grundlage für die Nutzung von tiefengeothermischer Wärme zur Versorgung eines Industriebetriebs im benachbarten Beinheim. Das geplante Geothermieheizwerk Rittershoffen soll voraussichtlich im Jahr 2015 in Betrieb gehen.

Begonnen hat das Projekt ÉCOGI im Sommer 2011 mit der Erkundung des Untergrundes. Nach dem Aufbau der Bohrplattform Anfang des Jahres hat das Projekt ÉCOGI derzeit einen wichtigen Meilenstein mit der ersten Explorationsbohrung erreicht. Bis Ende Oktober hat die Bohrung eine Tiefe von 1.500 Meter erreicht. Ziel ist es, in 2.500 Meter Tiefe eine Bruchzone zu erschließen, in der auf Grund einer geothermischen Anomalie bis zu 150 Grad Celsius heißes Thermalwasser vermutet wird. 

ÉCOGI, das erste Industrieprojekt zur Nutzung geothermischer Energie in Frankreich ist auf drei Jahre angelegt. Um einen Beitrag zur lokalen Wertschöpfung zu leisten, soll vorwiegend auf das Know how und die Akteure aus dem Elsass, vor allem aus dem Projekt in Soultz-sous-Forêts, zurückgegriffen werden.

Die erste Bohrung soll das in den Voruntersuchungen geschätzte Enerigepotenzial überprüfen. Nach ca. 50-tägiger Bohrdauer soll im November die Endteufe erreicht werden. Die dann gemessene Temperatur und Durchflussrate des Thermalwassers wird über die Fortführung des Projekts entscheiden. Wenn sie im Rahmen der Erwartungen sind, wird für die Reinjektion des geothermischen Grundwassers eine zweite Bohrung niedergebracht und die Heizzentrale in Rittershoffen errichtet. Das heiße Tiefengrundwasser soll dann dort über einen Wärmetauscher die Wärme an einen Frischwasserkreislauf übergeben. Eine 15 Kilometer lange unterirdische Ringleitung wird die Heizzentrale direkt mit der Anlage der Firma Roquette Frères in Beinheim verbinden. Die Inbetriebnahme ist für 2015 geplant.

Mit einer thermischen Soll-Leistung von 24 MW aus der Geothermie und die Verstärkung durch einen Biomassekessel soll der Fabrikanlage Roquette in Beinheim der Wechsel von bisher 100 Prozent fossiler Energie auf einen Energiemix mit 75 Prozent erneuerbaren Energien (50 Prozent Biomasse und 25 Prozent Geothermie) und 25 Prozent Gas ermöglicht werden.

Das Projekt wird von der Gesellschaft ÉCOGI (Exploitation de la Chaleur d’Origine Géothermale pour l’Industrie) getragen, die drei Akteure vereinigt, die sich in den Bereichen der nachhaltigen und regionalen Entwicklung und für erneuerbare Energien einsetzen:

Die ÉS-Gruppe (Électricité de Straßburg) ist der erste regionale Energieversorger und Gründer der GEIE EMC, die den Geothermiestandort von Soultz-sous-Forêts betreibt. Die ÉS-Gruppe ist die Referenz der EDF-Gruppe (Électricité de France) im Bereich der Tiefengeothermie, durch die Expertise ihrer Tochterfirma ÉS Géothermie.

Die Roquette Frères-Gruppe, weltweit führend in der Verarbeitung von Stärkeprodukten hat einen hohen Wärmebedarf. Aus diesem Grund engagiert sich die Firma seit einigen Jahren in der Entwicklung eines Konzepts, um den Energieverbrauch seiner Unternehmen und die CO2-Emissionen zu reduzieren.

La Caisse des Dépôts dient als langfristiger Investor dem öffentlichen Interesse und der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie fördert die nachhaltige Entwicklung der Regionen mittels eines umfangreichen Programmes zur Eigenkapitalfinanzierung im Besonderen von erneuerbaren Energieanlagen.

Darüber hinaus wird das Projekt von der ADÈME (L’Agence de l’Environnement et de la Maîtrise de l’Énergie), der Region Elsass und der SAF Environment unterstützt. Die ADÈME hat einen Fonds für Wärme aus erneuerbaren Energieprojekten eingerichtet und das Projekt mit 25 Millionen Euro finanziert.

Die Agentur übernimmt eine Absicherung für das geologische Risiko von 4,2 Millionen Euro. Ebenso wie die Region Elsass, die das geologische Risiko mit zwei Millionen Euro absichert, und die SAF Environment, eine Filiale der Caisse des Dépôts, die den Sockel für die Risikoabsicherung mit 4,7 Millionen Euro aufbringt.

Quelle:

ES Groupe