Noch keine Entscheidung über Sidetrack in Geretsried

07.01.2014 | Reservoirerschließung | Sabine Volland

Das trockene Bohrloch in Geretsried sorgte im letzten Sommer für Ernüchterung im Süden der bayerischen Molasse. Im Interview mit dem Münchner Merkur sprechen die Geschäftsführer von Enex über die Chancen einer Fortführung mit einem Sidetrack und fordern politische Unterstützung.

Es war ein Paukenschlag, als im Sommer letzten Jahres die Meldung „nicht fündig“ das Geothermieprojekt Geretsried ins Wanken brachte und die bayerische Tiefe Geothermie Branche erschütterte. Mit Rekordtemperaturen von über 160 Grad Celsius und einer Bohrtiefe von mehr als 5.000 Meter Tiefe hätte das Projekt einen Vorzeigestatus in der Branche einnehmen können. Über einen geplanten Sidetrack könnte das Projekt fortgeführt werden, doch bislang sind die Fragen nach Versicherung und Finanzinvestitionen noch nicht abschließend geklärt. Wie die Geschäftsführer der Betreiberfirma Enex GmbH, Robert Straubinger und Andreas Gahr, dem Münchner Merkur in einem Interview letzte Woche berichteten, will der Investor Daniel Hopp grundsätzlich noch Gesellschafter der Enex bleiben. Aber der Investor prüfe momentan alle Unterlagen, um über eine Fortführung zu entscheiden. Fällt die Entscheidung negativ aus, müsse ein neuer Investor gesucht werden, was angesichts der derzeitigen Situation nicht einfach werden wird. Denn weder das Bohr- noch das Fündigkeitsrisiko werden momentan über eine Versicherung oder Bürgschaft abgedeckt. Obwohl in der Molasse zahlreiche Bohrungen erfolgreich niedergebracht wurden, ist derzeit kein Versicherer bereit, das Risiko im Projekt abzusichern, so Straubinger im Merkur. Dabei haben die Versicherungen den Vorteil, dass für die Umsetzung der geplanten Ablenkbohrung bereits zwei Bohrplätze und 3.000 Meter Bohrstrecke zur Verfügung stehen, so Gahr im Interview mit dem Münchner Merkur. Insofern würden sich die Kosten und Risiken zu einem nicht unerheblichen Maße minimieren. Die große Enttäuschung im Geretsrieder Projekt spiegelt sich auch in den Nachbargemeinden wieder. In Holzkirchen, Bernried, Weilheim und Königsdorf sind ebenfalls Projekte geplant, deren Umsetzung momentan nur unter Vorbehalt anvisiert wird. Robert Straubinger von Enex appelliert in diesem Zusammenhang an die Politik. Wenn sich der Freistaat der Umsetzung der Energiewende verschrieben habe, müsse er auch an der Umsetzung von Erdwärmeprojekten Interesse haben. Insofern erhoffe man sich eine irgendwie geartete Absicherung der Geretsrieder Geothermiebohrung durch den Freistaat. Die Lage im Projekt Geretsried setzt Signale an die Betreiber der Nachbargemeinden. Für deren weitere Planungen hat die Enex ihren Branchenkollegen die Möglichkeit gegeben, Einsicht in deren Daten und Analysen zu nehmen. Die Auswertungen sind allerdings noch nicht abgeschlossen. Der Bohrturm wurde vom Bohrunternehmer Daldrup inzwischen abgebaut und in einem anderen Bohrprojekt im Ausland eingesetzt. Ob er danach wieder auf dem Geretsrieder Bohrplatz aufgebaut wird, bleibt abzuwarten.

Quelle:

merkur-online

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