Für einen kosteneffizienten, nachhaltigen und energieautonomen Betrieb hat die Firma Grob Gemüse im Jahr 2010 ein Projekt zur zukünftigen Deckung ihres jährlichen Wärmebedarfs durch die Nutzung geothermischer Energie ins Leben gerufen. Der jährliche Energiebedarf liegt bei rund 20 Gigawattstunden und wurde bis dato noch mit Erdgas und Erdöl erzeugt. Diese verursachen hohe CO2-Emissionen. Die Energieerzeugung durch Geothermie kann den CO2-Ausstoß um rund 1.330 Tonnen jährlich reduzieren. Da das Projekt aus energiepolitischer Sicht von großer Bedeutung ist, hat der Kanton Thurgau das Geothermieprojekt mit einer Risikogarantie unterstützt. Im Erfolgsfall fließen die Gelder wieder an den Kanton zurück.
Im Jahr 2010 fand nach Bewilligung des Kantons Thurgau die erste Erschließungsbohrung im oberen Muschelkalk statt (Bohrung SLA1). Im Jahre 2012 wurde dann TK CONSULT mit der Erstellung eines 3D hydrothermischen Grundwassermodells des Muschelkalkaquifers beauftragt. Das Grundwassermodell diente der Ermittlung des Einflussbereichs der Bohrung SLA1 und der Standortvalidierung einer zweiten Bohrung. Im Jahre 2013 erfolgte dann die Realisierung der zweiten Bohrung (SLA2). Bei beiden Bohrungen wurde im Untergrund 65 Grad Celsius heißes Wasser aufgefunden, welches für die Beheizung der Treibhäuser genutzt werden kann.
Für einen erfolgreichen Abschluss des Projekts und eine zukünftige dauerhafte Inbetriebnahme der geothermischen Anlage ist ein Konzessionsgesuch notwendig. Die Grundlage hierfür sind Langzeitpumpversuche. Beim Anfahren des Pumpversuchs im Februar 2016 gelangte mit Öl verschmutztes Wasser in den Rhein. Dies führte zu einer unfreiwilligen Unterbrechung des Projekts für etwa zwei Jahre und erforderte die Umsetzung diverser Sicherheits- und Schutzmaßnahmen, sodass das abgekühlte und aufbereitete Wasser unter Einhaltung aller gesetzlichen Auflagen wieder in den Rhein abgeführt wurde.
Im Sommer 2018 liefen die Pumpversuche der Geothermieanlage Schlattingen wieder an und lieferten die gewünschten Resultate (wir berichteten). Mit dem erarbeiteten hydrothermischen Modell konnten die Auswirkungen eines Langzeitbetriebs erfolgreich modelliert und die maximale Entnahmemenge evaluiert werden. Der Konzessionsantrag wurde im Juni 2020 bei den zuständigen Behörden eingereicht. Anschließend erfolgte die öffentliche Auslage im Frühling 2021. Die zwei eingegangenen Einsprachen konnten bereinigt werden. Die Erteilung der Bewilligung bestätigt Marco Sacchetti, Generalsekretär des kantonalen Departements für Bau und Umwelt.
Gemüsebau Grob hat in den vergangenen Jahren substanziell in die Anlage sowie in Sicherheitskonzepte investiert. Einen Großteil übernahm dabei der Kanton Thurgau, einen anderen Teil die Nagra (die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle). Der Vertrag zwischen dem Kanton und Grob sieht vor, dass ein Teil dieser Vorschüsse und Subventionen nun über Nutzungsgebühren – einen Rappen pro Kilowattstunde in den nächsten 15 Jahren – an die öffentliche Hand zurückbezahlt wird.
Gemüsebauer Stefan Grob ist glücklich über diese verbindliche Zustimmung, die für ihn Planungssicherheit zur Nutzung der Wärmequelle liefert.