St. Gallen: Erdgasförderung als Alternative zur tiefen Geothermie

14.05.2014 | Projekte | Sabine Volland

Nach dem vorzeitigen Stopp der Fördertests im Geothermie-Projekt St. Gallen soll das Bohrloch nicht ungenutzt bleiben. Momentan wird die Möglichkeit eines Einlochkonzepts mit kommerzieller Erdgasförderung geprüft.

In einer Pressekonferenz verkündete heute der Stadtrat Fredy Brunner nun das endgültige Aus für das Tiefe Geothermie Projekt St. Gallen, schreibt die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) in ihrer heutigen Ausgabe. Nachdem am 20. Juli 2013 die Fördertests durch einen Gaskick in Folge eines Erdbebens der Magnitude 3,5 auf der Richterskala abgebrochen werden mussten, wurden zahlreiche geologische Daten intensiv ausgewertet. Das Ergebnis ist ernüchternd. Für einen kommerziellen Kraftwerksbetrieb ist die Menge des heißen Thermalwassers im Untergrund viel zu gering, erklärte Brunner heute in der Pressekonferenz. Zudem sei die Gefahr für weitere Erdbeben immer noch gegeben. Das finanzielle Risiko für die Stadt ist im Weiterbetrieb des Projekts einfach zu hoch, zitiert die NZZ Stadtrat Brunner.

Die Erweiterung des mehr als 4.000 Meter tiefen Bohrlochs über Vertiefung oder Sidetrack hat die Stadt abgelehnt, da neben der Thermalwasserförderung die Gefahr der Erdgasbeimengung besteht. Nach dem online-Magazin ee-News sei der Betrieb einer koaxialen Erdwärmesonde aufgrund der geringen Entzugsleistung mit 0,4 - 0,7 Megawatt thermisch aus der bestehenden Bohrung nicht umsetzbar. Zudem seien die Investitionskosten für den Umbau mit bis zu 2,5 Millionen Schweizer Franken zu hoch.

Stattdessen prüft die Stadt nun die Möglichkeit eines Singletten-Betriebs nach dem Einloch-Konzept mit Gas-Wasser-Produktion ohne Injektionsbohrung. Für eine kommerzielle Erdgasförderung aus dem bestehenden Bohrloch müsste allerdings erst das tatsächliche Gasvolumen bestimmt werden. Wie das online-Magazin ee-News in seiner heutigen Ausgabe schreibt, wäre für die Variante eines „Singletten-Betriebs“ mit Erdgas-Produktion neben der konzessionsrechtlichen Bewilligung und technischen Abklärung noch Langzeittests am Bohrloch nötig. Diese müssten aber erst einmal finanziert werden.

Bislang hat die Stadt St. Gallen 36 Millionen Schweizer Franken in das Projekt investiert, bei Gesamtkosten von insgesamt 55 Millionen. Abzüglich der notwendigen Rückbaukosten von knapp zwei Millionen Schweizer Franken im Fall der Aufgabe des Bohrlochs, verblieben noch knapp sieben Millionen aus dem Kredit, der 2010 über die St. Galler Volksabstimmung bewilligt wurde. Ob dieser Kredit zur Weiterverwendung für die Erdgas-Langzeitfördertests dem Stadtparlament vorgelegt werden soll, ist nach NZZ und ee-News noch offen.

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