Stadtwerke München starten Bohrung in Freiham

29.09.2015 | Hydrogeothermie | Jochen Schneider

Heute haben die Stadtwerke München in Freiham, im Westen von München die erste von zwei Geothermiebohrungen gestartet.

In Freiham soll für die Versorgung eines neuen Stadteils von München tiefengeothermische Energie genutzt werden. Für die erste Bohrung haben heute die Geschäftsführer Stephan Schwarz (SWM Versorgung und Technik) und Uwe Schindler (H. Angers Söhne) den Startschuss gegeben. In den nächsten drei Monaten soll bis in ca. 2.300 Meter gebohrt werden. Dort wird im oberjurrassischen Malmhorizont heißes Thermalwasser erwartet. Die konservativen Annahmen, wie Stephan Schwarz in einem Pressegespräch betonte, gehen von einer Temperatur von circa 85 Grad Celsius pro Liter einer Förderrate von circa 80 Liter pro Sekunde aus.

Bild entfernt.Nach der Nutzung der Wärme und der beabsichtigten Abkühlung auf 30 Grad Celsius, soll das Thermalwasser über eine zweite Bohrung, die sich weiter nördlich befindet wieder zurück in das Reservoir injiziert werden. Insgesamt sind für die Bohrungen eine Bauzeit von 6 Monaten eingeplant. Schon in der Heizsaison 2016/2017 will die SWM geothermische Energie in das Fernwärmenetz der Stadt München einspeisen. Das Heizwerk, in der Form eines stilisierten Bohrturms, ist schon seit mehreren Jahren in Betrieb und versorgt umliegende Unternehmen mit Wärme.

In dem Pressegespräche verdeutlichte Stephan Schwarz auch die Strategie der SWM: „Die Anlage in Freiham ist nicht nur das dritte tiefengeothermische Projekt, das wir realisieren, sondern gleichzeitig auch der Beginn der Umsetzung unserer Fernwärme-Vision, mit der wir die Energiewende nach dem Strombereich nun auch in der Wärme einleiten. Wird heute über das Gelingen der Energiewende diskutiert, steht die elektrische Energie im Vordergrund. Der Wärmebereich wird – auch von der Politik – bislang noch zu Unrecht vernachlässigt, obgleich doch in diesem Sektor die meiste Energie verbraucht wird. So macht der Wärmemarkt rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Deutschland aus. Im Privathaushalt werden sogar rund 90 Prozent der eingesetzten Energie für Heizung und Warmwasserbereitung verwendet. Um die Energiewende im Wärmemarkt zu erreichen, haben wir eine Fernwärme-Vision entwickelt: Bis 2040 soll München die erste deutsche Großstadt werden, in der Fernwärme zu 100 Prozent aus regenerativen Energien gewonnen wird. Den wesentlichen Beitrag hierzu wird die Geothermie liefern.“

Der nächste geplante Standort ist das Heizkraftwerk Süd. Auf Grund der günstigen Lage im Schnittpunkt dreier Fernwärmenetze sind vier Bohrungen geplant, erklärte Schwarz weiter. Die erwartete Thermalwassertemperatur liegt bei 95 Grad Celsius und einer Wärmeleistung von 30 Megawatt. Der Bohrbeginn ist für Anfang 2018 geplant, die Inbetriebnahme vor der Heizperiode 2019/2020.

Eine umfassende 3D seismische Untersuchung, die Ende des nächsten Monats beginnt, soll weitere Standorte identifizieren. Bis 2025 will die SWM fünf weitere Geothermieanlagen bauen.

Im Rahmen des Praxisforums Geothermie.Bayern am 26. Oktober 2015 wird im Forum "Strategien zur Minimierung des Fündigkeitsrisikos" die seismische Erkundung des Malms in München-Süd vorgestellt. Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeit finden Sie auf der Webseite der Veranstaltung.

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