Eine Milliarde Euro wollen die SWM in den nächsten Jahren in die Hand zu nehmen, um bis Anfang der 2030er Jahre die Geothermie deutlich auszubauen. Geplant ist eine thermische Leistung von 400 bis 450 Megawatt für die Fernwärmeversorgung der Metropole. Dies berichtet der Münchner Merkur nach einem wohl umfangreichen Gespräch mit Helge-Uve Braun, technischer Geschäftsführer der Stadtwerke München (SWM) und Präsident des Bundesverbands Geothermie e. V. Dies sei ein Viertel der gesamten Fernwärmekapazität von 1.800 Megawatt und werde die Grundlast abdecken.
Neue Doubletten an bestehenden Standorten
In Kirchstockach, Dürrnhaar und Sauerlach wollen die SWM jeweils zwei weitere Doubletten niederbringen; Kirchstockach macht den Anfang und will die Bohrungen bis 2025 für die zweite Doublette abschließen. An allen drei Standorten erzeugen die SWM derzeit noch Strom aus der geothermischen Energie. Doch wenn die EEG-Förderung Anfang der 30er Jahre ausläuft, werden sie die Anlagen komplett auf die Wärmeproduktion umstellen.
Der Ausbau bestehender Standtorte habe den Vorteil, dass kein neues Grundstück erworben werden müsse. In München überhaupt noch Freiflächen zu finden, ist kein kleines Kunststück! Das geothermische Potenzial sei ausreichend – auch für den Landkreis. „Wir nehmen dem Landkreis nichts weg, wir versorgen ihn mit“, zitiert der Merkur Helge-Uve Braun.
Kooperationen mit Umlandgemeinden
Eingetütet sind bereits die Kooperationen mit den Gemeinden Pullach und Grünwald im Süden von München. Sowohl die Erdwärme Grünwald (EWG) als auch die Innovative Energie Pullach (IEP) haben seismische Messungen durchgeführt und sind aktuell an der Standortsuche. Braun hofft auf je eine Doublette in Pullach und Grünwald bis 2026/27. Verbundleitungen sollen die geothermale Wärme dann durch das Isartal in die Stadt bringen.
Im Norden wollen die SWW selbst seismische Untersuchungen anstellen, sind nach Aussage von Braun aber auch gerne bereit, mit anderen Geothermieunternehmen zu kooperieren. Auch der Gemeinde Unterföhring habe man Gesprächsbereitschaft signalisiert, obwohl derzeit noch Spannungen wegen eines Gaskraftwerks im Norden von München bestünden. Denkbar sei ein gemeinsamer Aquiferspeicher, um Wärme aus dem Sommer für den Winter zu speichern.
Wärmewende voranbringen
Insgesamt fordert Helge-Uve Braun mehr Engagement seitens der Politik. So solle die Bundesregierung Fördermittel bereitstellen und die Fündigkeit finanziell absichern. Des Weiteren wünscht sich Braun schnellere Genehmigungsverfahren und den Zugriff auf bereits vorliegende Geo-Daten.
„Wenn die Politik liefert, was sie im Koalitionsvertrag angekündigt hat, werden wir ein Potenzial für Geothermie sehen, das 550 Terrawattstunden pro Jahr liefert“, zitiert der Merkur den Präsidenten des BVG. „Das ist schon eine Menge und entspricht 25 Prozent des Wärmebedarfs in Deutschland.“